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Erfahrungsräume für den Glauben schaffen – Wenn Kirchen leer stehen, Veranstaltungen ausfallen und offene Stellen nicht mehr besetzt werden können, beunruhigt das nicht nur die Diözesanleitung. Haupt- wie ehrenamtliche kirchliche MitarbeiterInnen aus Pastoralteam, Pfarrgemeinderäten, Kirchenverwaltungen und Verbänden der Pfarreiengemeinschaft Um den Gotthard im Odenwald, befassten sich bei ihrem Klausurtag am 17.09. im Pfarrheim von Amorbach mit der Frage, wie die Kirche vor Ort in dieser Großwetterlage Präsenz und Kompetenz bewahren kann.

Die Referentin Frau Monika Albert stellte als Diözesanbeauftragte für den Dialogprozess im Bistum Würzburg die von der Diözesanleitung entwickelten Leitlinien für den Strukturwandel in der pastoralen Landschaft vor. Schnell wurde klar, dass für den strukturellen Wandel, sofern er die Größe der pastoralen Räume und die vorgesehenen Planstellen betrifft, inhaltliche Kriterien gefunden werden müssen, die den regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen.

In diese Richtung geht bereits das Votum des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, der bei seiner außerordentlichen Vollversammlung im Juli die bisher vorgeschlagenen Modelle  als unzureichend für den anstehenden Veränderungsprozess abgelehnt hatte.

Allein mit einer strukturellen Veränderung, so zeigte die Diskussion, könne die Kirche nicht angemessen auf die veränderte demographische, soziale und geistige Situation reagieren. Monika Albert stellte den geforderten Wandel im Rückgriff auf die Theologie des 2. Vatikanischen Konzils heraus und zitierte den Theologen Karl Rahner, der bereits 1936 dafür eintrat, dass jeder Christ aufgrund von Taufe und Firmung in seinem Umfeld persönliche Verantwortung für die Mitgestaltung der pastoralen Situation trägt: „Jeder Getaufte ist ein geweihter Seelsorger“ (1936).

Unter dem Stichwort „Allgemeines Priestertum“ greift das 2. Vatikanische  Konzil diesen bis heute zu wenig rezipierten Gedanken auf.

 Dabei erscheinen im Hintergrund nicht nur der Priestermangel und der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche als schwere Hypothek für die gegenwärtige Situation der Kirche vor Ort. Ohne lebendigen verbindenden Glauben mündiger Christen verlieren Rituale und Brauchtum ihre existentielle Relevanz.

Lohnenswert daher die Anregung, Aktivitäten und Veranstaltungen kritisch auf Nähe, Weite und Tiefe zu prüfen:

Verbinden sie Menschen? Für wen sind sie einladend? Sind hier glaubwürdige Antworten auf existentielle Fragen zu finden, wenn Menschen diese an eine christliche Gemeinschaft herantragen?

 Die gegenwärtige Situation erfordert strukturelle Veränderungen. Sie erfordert ebenso, dass getaufte Christen ihre Position neu denken und vertreten.

 Walburga Ganz

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